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Die Pianistin Xiayin Wang feiert ihr neues Leben


Xiayin Wang Eine der ersten Musiker, die ich nach den langen Sommermonaten in der Julliard Cafeteria treffe, ist die junge Pianistin Xiayin Wang.

Es war der Komponist Sean Hickey, der mich auf diesen aufsteigenden Star aufmerksam machte. “Sie ist phänomenal und Sie sollten sie kennenlernen”, sagte er mir als ich ihn in seiner Kapazität als Geschäftsentwicklungsmanager für Naxos Amerika traf (siehe auch: dieser Artikel: http://blgocritics.org/music/article/sean-hickey-talks-about-naxos-a/) Als ich mich mit Wang hinsetze, unterhalten wir uns über Musiker, die wir beide persönlich kennen. Und dann dämmerte es mir, ich war tatsächlich dabei gewesen gewesen, als die an der Manhattan School of Music ausgebildete Wang einen ihrer unvergesslichsten Auftritte ihrer Karriere, damals im Jahr 2006, in der Alice Tully Hall in New York bestritt. Ihre Eltern waren in der Stadt und besuchten das Konzert und so bat sie ihren Vater, einen professionellen Erhu Spieler, die Bühne mit ihr zu teilen. “Das neue Leben feiern” war der Titel eines traditionellen chinesischen Volksliedes, das sie mit ihm aufführte, als  Zugabe zu ihrem Konzertprogramm. Es war schwer zu sagen, wer bei diesem gemeinsamen Auftritt bewegter war, das Publikum oder das Vater-Tochter Team.

Er war so nervös, und ich war voller Leidenschaft,” sagt Wang lächelnd, als sie sich an diesen ganz besonderen Abend erinnert. “Für einen Augenblick dachte ich, es komme  tatsächlich Rauch von der Bühne, aber es handelte sich nur um den Staub von dem Harz, das mein Vater zu großzügig auf die Saiten seines Instruments aufgetragen hatte, um den Klang sehr sanft klingen zu lassen.”

Und so wurde das chinesische Volkslied, das sie sie an diesem Abend spielte, das Motto ihrer Karriere als Berufsmusikerin – in der Tat, ein sehr schöner Beginn eines neuen Lebens und das Feiern einer Karriere, die mit ungeheuerlicher Energie begann.

Als sie im Alter von 5 Jahren am Shanghai Konservatorium übte, verwandte ihre Mutter ihre ganze Zeit darauf, die Klavierübungen der kleinen Xiayin zu beobachten. Heute würdigt ihre Tochter die Vorteile des frühen rigorosen und disziplinierten Trainings.

In einem Fanfare Interview im November 2007 meint Wang: “Als Kind hat man nicht diese Disziplin, ganz egal wie sehr man Musik auch liebt. Die Eltern, der Lehrer müssen direkt neben einem sitzen. Meine Mutter machte jede einzelne Lektion Notizen. Ich habe diese immer noch.”


Ihre Ausbildung in den USA begann im Jahre 1977; ihr erster Lehrer an der Manhattan School of Music war Dr. Solomon Mikowsky. Bekannt für seine Gabe, den späteren Erfolg seiner Schüler erkennen zu können – er entdeckte Musiker wie Kirill Gerstein, den Gewinner des Gilmore Künstler Preises im Jahre 2010 – nahm er sich Wang an, gleich nachdem er ihre aufgezeichneten Auftritt von Liszts Mephisto Walzer gehört hatte.

Vier Jahre später setzte Wang ihre Studien weiter mit Nina Svetlanova fort, einer Absolventin der Heinrich Neuhaus Klasse am Moskauer Konservatorium. Nach einer ausgedehnten Karriere als Pianistin und einem Jahrzehnt des Unterrichtens an der Manhattan School of Music, kam Svetlanova im Jahre 1990 auf Benjamin Savers Liste der “meist nachgefragten Klavierlehrer in den USA”.

Häufig denkt Wang über die Unterschiede chinesischer und westlicher Klavierpädagogik nach: “In China hat der Lehrer hundertprozentige Dominanz. Hier ist es anders: der Lehrer hat 70% und der Schüler 30% Kontrolle. Hinsichtlich der Unterschiede, die es bezüglich Repertoire und Auftrittsvorbereitung gibt und selbst bezüglich der Art und Weise, wie man dem Repertoire zuhört, sagt sie: “In China ermutigen die Lehrer die Schüler den Aufnahmen zuzuhören, bevor sie die Stücke lernen, aber als ich hier herkam, wollten die Lehrer einen nicht dazu ermutigen, bevor man diese gelernt hatte … man kopiert nichts, man lernt aus seinem eigenen Verständnis heraus.”

Wang hat seit einiger Zeit ihr Repertoire mit zeitgenössischer klassischer Musik erweitert – und zwar mit dem Repertoire, das zu jener Zeit in China im klassischen Angebot fehlte, das sich an Pianisten richtete und im allgemeinen von Bach bis Debussy reichte.

Sie hat ebenfalls ausgiebig mit Kammermusikgruppen und Komponisten zusammengearbeitet. Einige zeitgenössische Komponisten haben ihr gern ihre Partituren in die Hand gegeben und sahen, wie sie diese mit Musikalität und erstklassiger Klangfarbe und Ausduck versah. Fügt man der Mischung Wangs charismatische Persönlichkeit hinzu, ist es nicht überrraschend, dass Kritiker wie auch die Manager der Labels nur Lob für sie übrig haben.

Sean Hickey ist einer der Komponisten, mit dem Wang zusammengearbeitet hat. Sie erklärt: “Ich traf Sean über David Homan, einen anderen meiner Freunde, einen  Komponisten und Leiter der Israelisch-Amerikanischen Kulturstiftung. Sean Hickey stellte mir Earl Rosen vor, den Leiter von Marquis Records. Ich war begeistert, dass sie mir einen Vertrag anboten und mir dabei die freie Auswahl des aufzuführenden Repertoires überliessen. Das Ergebnis war die Debüt CD im Jahre 2007 mit dem Titel “Xianyin Yang wird vorgestellt” und einem abwechselungsreichen Repertoire, das von Bach bis Scriabin reichte.”

Ihre zweite Marquis Aufnahme, die 2008 herauskam, war eine Kollektion von “Brahms Piano Quartetten” mit den Amity Chamber Players; eine Aufnahme mit der Violinistin Catherine Manoukian wird bald folgen (Richard Strauss Sonate in Es-Dur, Opus 18 und Cesar Franks Sonate in A-Dur.


Im Mai 2009 kam ihre erste CD bei Naxos mit dem Titel “Scriabin: Klaviermusik – Gedichte, Waltzer und Tänze” heraus. Wang wird sehr enthusiatisch, als sie den Komponisten beschreibt: ”Es gibt so viel Farbe” meint sie.

Als dann 2009 die neue Alice Tully Hall eröffnet wurde, wurde von Wang Sean Hickeys “Cursive” uraufgeführt. In ihrer Beschreibung ihrer Freundschaft zu Hickey fügt sie hinzu: “Sean und ich kennen uns bereits seit einer Weile und, wie Sie wissen, fördern Komponisten immer ihre Kompositionen und auftretende Künstler sind immer neuen Ideen gegenüber offen… Er ist solch eine wahrhaftige Person und so war die ganze Geschichte auch recht einfach: Wir beide hatten die Idee eine seiner neuen Werke beim Konzert in der Alice Tully Hall zu spielen.”

Die Aufführung beinhaltete auch die Premiere von “Enchanted Garden, Preludes Book II” des Komponisten Richard Danielpour. Der Pianist Christopher Riley hatte “Book I” beim Aspen Musik Festival am 4. Juli 1992 uraufgeführt. Laut dem Komponisten bezieht sich der Garten auf den Garten des Gemüts. Das von Wang gespielte “Enchanted Garden, Preludes Book 1 and II” von Danielpour wird bei Naxos im März 1011 herauskommen.

Wang hatte Danielpour kennengelernt, als sie eines der Stücke seiner Schüler am Smithonian in Washington D.C. erstaufführte. Beim Spielen des Stückes während einer Lektion mit Danielpour lernte ich ihn kennen und er fragte mich, ob ich daran interessiert sei, seine “Preludes” uraufzuführen.

Diesen November werden wir eine Aufnahme von Earl Wilds Klaviermusik zu sehen bekommen. In einem Interview mit dem Examiner im August 2010 beschrieb Wang eines von Wilds Stücken, das “Toccata a la Ricky Martin” als eine Achterbahn für Pianisten.

Die CD-Autogrammstunde zu dieser Veröffentlichung wird am 23. November in der vor der Schließung stehenden Barnes & Noble Filiale am Lincoln Center stattfinden. Am selben Abend wird Wang mit dem Fine Arts Quartett in der Alice Tully Hall spielen, also auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom Ort der Autogrammstunde. Die Aufführung wird den Kammermusikarbeiten von Schumann gewidmet sein (und wird 2011 bei Naxos herauskommen).

Wir begannen bereits im Mai mit den Klavierabenden und werden noch zwei weitere Aufführungen vor dem Abend in der Alice Tully Hall am 23. November haben, erläutert Wang. “ Die Aufnahme selbst wird im Dezember an der American Academy of Arts and Letters in der der 155. Straße und dem Riverside Drive stattfinden. Es ist ein großartiger Veranstaltungsort mit 6000 Plätzen und einer wunderbaren Akkustik. Das Klavier wird dort geliefert… es ist wirklich entzückend.

Das Fine Arts Quartett hat selber eine sehr lange Geschichte. Drei der derzeitigen Quartettsmitglieder – der Violinist Ralph Evans, Efim Boico und der Cellist Wolfgang Laufer – spielen bereits seit 25 Jahren zusammen. Der Violinist Nicolo Eugelmi kam im Jahre 2009 hinzu.  Einige von mehr als 200 Stücken des Quartetts sind bei Naxos herausgekommen.

Wang beschreibt die spezifischen Herausforderungen des Aufnahmeprozesses selbst wie folgt: “Die größte Herausforderung besteht darin, alles frisch zu halten. Dabei geht alles um die Frage mentaler Energie. Man muss dabei sich entspannen und vergessen, dass es sich um eine Aufnahme handelt.”

Und sie fährt fort: ”Der Prozess involviert viele Korrekturen und normalerweise bin ich nicht gerade darauf erpicht, es mir noch einmal wieder anzuhören, aber man gewöhnt sich daran. Ich mache zwei ganze Aufnahmen und dann sehe ich mir einzelne Sektionen noch einmal an. Die Aufnahme erlaubt dem Künstler eine fast perfekte Auführung, ohne dabei notwendigerweise die “live” Wirkung zu zerstören.”

In Bezug auf die Aufnahme mit einer Kammermusikgruppe meint sie: “Hier gibt es natürlich noch die weitere Komplexität, die verschiedenen Stimmen herüberzubringen. Es ist technisch gesehen eine größere Herausforderung, man arbeitet mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und man möchte es jedem recht machen. Aber man wächst auch in der Vorbereitungsphase durch die Klavierabende zusammen. Es ist eine echte Erfahrung und es gibt viele Möglichkeiten, es richtig hinzukriegen, also lernt man, wo eventuelle Probleme auftauchen können und wie man diese lösen kann. Ich freue mich schon auf den bevorstehenden Klavierabend mit dem vorzüglichen Fine Arts Quartett in diesem November und werde mit Sicherheit den Live Auftritt mit jenen ‘perfekten’ Aufnahmen vergleichen.

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