Anlässlich des “Ancient Paths – Modern Voices” Festivals, mit dem die Carnegie Hall chinesische Kunst und chinesische Künstler zelebriert, fand am 26. Oktober in der luxuriösen Madison Avenue – Boutique von Shanghai Tang ein Cocktailempfang zu Ehren Lang Langs statt.
Sir Clive Gillinson, Executive und Artistic Director der Carnegie Hall, nutzte die Gelegenheit, um auf Langs aussergewöhnliche Karriere sowie auf die von ihm gegründete Lang Lang Music Foundation aufmerksam zu machen. Lang Lang liess es sich nicht nehmen sicher zu stellen, dass der eigens für diesen Event entworfene Schal aus blauer Seide auch Sir Clive Gillinson präsentiert wurde.
Die Tatsache, dass der mit gelb-goldenen Konzertflügeln übersäte Schal während des Festivals auch in der Carnegie Hall – Boutique käuflich zu erwerben ist zeigt, dass klasssiche Musik und kleveres Marketing kein Gegensatz mehr sind. Sie können durchaus auch einem guten Zweck dienen. So wird zum Bespiel der Gewinn aus dem Verkauf dieses attraktiven Artikels der Lang Lang Foundation zugeführt. Diese setzt sich für die Förderung chinesischer Jungtalente ein.
Das “Ancient Paths – Modern Voices” Festival wurde mit enormem Aufwand inszeniert. Nicht nur die Palette der Veranstaltungen ist beeindruckend, sondern auch die Anzahl der Aufführungsorte innerhalb New Yorks. Einem breiten Publikum soll auf diesem Weg die Möglichkeit gegeben werden, sich chinesischer Kultur anzunähern.
Das Angebot mit seinen Darbietungen aus Kunst, Film und Musik hat aber auch einen nicht zu unterschätzenden politischen Aspekt. So setzt sich das Komitee der Ehrengäste aus den ehemaligen Präsidenten George W. Bush, Bill Clinton und Zhou Wanzhong, dem chinesichen Botschafter in den USA zusammen.
Was Lang Lang die ‘Reise der tausend Meilen’ nennt, begann mit den Auswirkungen der chinesischen Kulturrevolution. Eltern, die ihr eigenes künstlerisches und intellektuelles Potential nicht verwirklichen durften, setzten nun alles daran, ihren Kindern die Möglichkeiten zu eröffnen, die ihnen selbst genommen worden waren.
Lang Langs Weg zum Superstar westlicher Prägung wurde nur durch grössten persönlichen Einsatz und auch persönliche Opfer seiner gesamten Familie ermöglicht. Lang Lang schildert seine Konflikte offen und in sehr eindringlicher Weise. Sein Beispiel inspiriert inzwischen nicht nur Tausende junger Chinesen, sondern hat auch der klassischen Musik im Westen zu einem neuen Image verholfen.
Dank Lang Lang müssen sich junge, als klassische Musiker ausgebildete Künstler inzwischen nicht mehr zwischen einer ‘künstlerisch gediegenen’ und einer modernen und ‘hippen’ Identität entscheiden.
Es mutet nun nicht unbedingt mehr als Unding an, dass ein relativ junger Künstler qualitativ hochrangige Leistung bringt, als glaubwürdig und integer gilt und sich zudem noch eines Weltruhmes erfreut, der auch finanziell voll ausgewertet werden kann.
Und nicht nur Pop- und Filmstars setzen ihren Bekanntheitsgrad zu Gunsten humanistischer Anliegen ein. Auch klassische Musiker wie Lang Lang, der sich im Jahre 2004 für die UNICEF in Sansibar einsetzte, sind heute für politische und soziale Anliegen ansprechbar.
Die Musikkritik mag sich über die Wertung und Einordung des Phänomens Lang Lang uneinig sein – eines ist jedoch gewiss: Der Einfluss des ‚Posterboy’- Effekts ist für die Marketing-Bestrebungen einer ganzen Generation junger klassischer Künstler sehr wichtig geworden. Nie zuvor waren Kunst und ihre Vermarktung so eng verbunden als durch Power-Präsentationen von Künstlerpersönlichkeiten. Auch fand die Kommunikation des Künstlers mit seinem Publikum nie durch derart vielfältige Kanäle und auf so persönlicher Ebene statt.
Nach den Veränderungen innerhalb der Musikindustrie durch den Einfluss des Internets sind denn auch bestimmte Umstrukturierungen der Absatzmärkte unausweichlich geworden. So setzen Steinway and Sons darauf, Verkaufsrückgänge ihrer Klaviere im Westen durch ein kindgerechtes, mit Tafeln versehenes ‘Lang Lang – Klavier’ wett zu machen, das auch im Fernen Osten angeboten werden soll. Dieses Klavier soll Kindern erlauben, ihrer Kreativität auch unabhängig vom eigentlichen Klavierspiel freien Lauf zu lassen.
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